Anlässlich der Afrikanischen Wochen in Augsburg (vom 26.9. bis 17.10.2025) möchte ich eine Lektüre mit dem ambitionierten Titel „All about Africa“ vorstellen. Dass das im Dezember 2024 erschienene Taschenbuch von Stève Hiobi nicht alles abdecken kann, was es über den riesigen Kontinent zu wissen gibt, ist klar – aber es gibt uns einige Anhaltspunkte für all die Aspekte, über die es sich lohnen würde, sich ausgiebiger zu informieren. Schon nach wenigen Seiten hat man zumindest eine erste Ahnung, welche unvorstellbare Vielfalt an Kulturen und Gesellschaften, Sprachen und geschichtlichen und politischen Hintergründen sich hinter dem Wort „Afrika“ verbergen. Sehr schnell stellt sich die Erkenntnis ein: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“.

Wir erfahren beispielsweise von dem neuen Selbstbewusstsein vieler Menschen in Afrika, die mehr Autonomie und eine Anerkennung ihrer Identität jenseits der von den Kolonialisten auferlegten Vorstellungen einfordern.
Deutlich wird aber auch der zerstörerische Einfluss der Kolonialmächte, deren willkürliche Grenzziehungen noch heute für Konflikte sorgen, wie beispielsweise in Kamerun. Wie Europäische Machtinteressen zur Spaltung von Gesellschaften beitragen, zeigt das Beispiel Ruandas, wo sich überdies auch der Umgang Deutschlands mit dem von Menschenrechtsorganisationen frühzeitig prognostizierten Völkermord in erschreckender Weise in die Geschichte einreiht, die schon Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts mit dem deutschen Völkermord an den Nama und Herero begann.
Wie es kommt, dass ausgerechnet die ressourcenreichsten Länder der Erde unter Armut und Krieg leiden, lässt sich im Kapitel über den Kongo nachvollziehen.
Dass das Ringen der Kolonialmächte um Macht und Zugriff auf die Ressourcen der ehemaligen Kolonien auch nach den Unabhängigkeitsbewegungen weiterging und geht, erklärt Hiobi ebenso anhand Kongos Geschichte als auch am Kapitel über die Währung Franc CFA.
Die überschaubaren Kapitel sind kurzweilig und verständlich geschrieben und mit persönlichen Anekdoten angereichert. Eine Lektüre, die man während der Afrikanischen Wochen leicht fertig lesen kann, die aber eine Aufgabe mit auf den Weg geben will: eine realitätsnahe Darstellung Afrikas anzustreben und die deutsche Kolonialgeschichte aufzuarbeiten.
Martina Benčec, 29.9.2025
